Cable Car
© Antje Urban

San Francisco

Die Stadt an der amerikanischen Westküste

von Antje Urban

Die Stadt, eine der europäischsten Metropolen der USA

Einst im Goldrausch entstanden, liefert „Frisco“ noch heute spannende und faszinierende Kontraste.

Sind Sie einer von zwei Millionen Deutschen, die im letzten Jahr San Francisco besucht haben? Deutschland liegt auf Platz 5 im internationalen Gäste-Ranking. Insgesamt zog San Francisco in 2023 rund 23,1 Millionen Besucher an. Doch selbst, wer schon mal da war, der kommt mindestens einmal im Leben wieder, heißt es. Denn diese Stadt ist aufregend fremd und uns Europäern dennoch irgendwie vertraut.

Das mag an den europäisch anmutenden Gebäuden liegen, schließlich immigrierten zehntausende Europäer zwischen 1848 und 1850 auf der Suche nach Gold. Innerhalb kürzester Zeit nahm die Stadt, die damals noch zu Mexiko gehörte und „Yerba Buena“ hieß, Gestalt an. Doch 1906 zerstörte ein Erdbeben fast alle Gebäude. Es ist einer Französin zu verdanken, dass danach alles nach dem Vorbild von Paris wieder aufgebaut wurde: Alma de Bretteville, die 1902 durch einen klugen Gerichtsprozess zu Geld gekommen war, nutzte ihr Vermögen und ihren Einfluss, um San Francisco ein neues Gesicht zu geben. Einige wenige Goldgräber waren reich geworden, außerdem hatten viele Geschäftsleute erfolgreich Fuß gefasst.

Nur leider war der Männerüberschuss in dem aufstrebenden Frisco zu groß und Frauen Mangelware. Deshalb überredete Alma 88 Französinnen in ihrer neuen Heimat auf Männersuche zu gehen. Diesen Damen gelang es über Jahrzehnte das Pariser Flair in die Stadt zu holen. Zu dieser Zeit wurden nicht nur Krankenhäuser gebaut, sondern es entstanden auch elegante Kaufhäuser im Pariser Stil sowie die Grace Cathedral – die, was nicht verwunderlich ist, dem Notre Dame sehr ähnlichsieht.

 

Grant Avenue Chinatown SanFrancisco
© Fotos: San Francisco Travel-Association

China Town: Vom Ghetto zur Touristenattraktion

Doch es waren nicht nur die Europäer, die San Francisco zum blühenden Handelsplatz machten. Ohne die Chinesen wäre die Stadt eine andere. Deshalb ist Chinatown ein Muss für jeden Besucher. Wer das Dragon Gate in das 24 Häuserblock große Viertel schreitet, der findet sich im authentischen China wieder. Diese Parallelwelt nahm bereits 1850 seinen Anfang, denn der Goldrausch im 19. Jahrhundert benötigte viele billige Arbeitskräfte.

Vor allem für den Eisenbahnbau. So waren es bis zu 20.000 Chinesen, die unter schwierigsten und lebensgefährlichen Bedingungen die transkontinentalen Schienen verlegten. Chinatown entwickelte sich zunächst als Ghetto, ist aber heute das größte chinesische Viertel der USA. Hier kann man die verrücktesten Sachen kaufen und sich auch seine persönliche Portion Glück direkt vom Fließband holen. Denn seit bereits 1962 produziert die Golden Gate Fortune Cookie Company täglich tausende Glückskekse für die ganze Welt.

Auf Schiffen gebaut und schon immer liberal

San Francisco hat viele Geschichten zu erzählen. Sei es der damals waghalsige Bau der Golden Gate Bridge 1848 durch Joseph Baermann-Strauss, Sohn eines deutschen Einwanderers. Sie ist nicht nur als Verbindung in der Bucht, sondern auch als touristisches Fotomotiv nicht mehr wegzudenken. Wenn sie nicht gerade im Nebel liegt.

Oder die Entstehung des Finanzdistrikts. Nur wenige wissen, dass unter den Straßen und Gehwegen des Finanzdistrikts, der einst die ursprüngliche Küstenlinie der Stadt bildete, rund 40 Schiffe begraben liegen. Als die Menschen an Land gingen, um im Landesinneren nach Gold zu suchen, blieben viele Schiffe zurück. Einige wurden zu Lagerhäusern oder Geschäften umgebaut, andere verrotteten.

Als die Bucht zugeschüttet wurde, blieben die Schiffe darunter verborgen. Und wer kennt nicht den Namen Alcatraz? Die einst berüchtigte Gefängnisinsel, auf der Al Capone einsaß, gehört heute zum touristischen Standardprogramm. Oder die Geschichte, warum „The City“, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, so queer und weltoffen ist. Zum einen nahm von hier aus die Hippiezeit ihren Anfang.

Aber auch viele homosexuelle Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg unehrenhaft entlassen wurden, ließen sich im damals schon liberalen San Francisco nieder. Dem Besucher bietet sich aber auch deshalb ein etwas verstörendes Bild: Denn obwohl die San Francisco Bay Area im Millionärsranking auf Platz 2 liegt, gehören neben der Zurschaustellung von Reichtum auch zahlreiche Obdachlose zum Straßenbild. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird auch in dieser Megacity immer größer.

 

Weitere Infos

www.sftravel.com

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