PD Dr. Andreas Dacho
Das Gesicht verzeiht keine Fehler
von Irene Schröder
„Ein besonderes Gespür für die Persönlichkeit hinter der Fassade“
Was ist Schönheit?
Mit dieser Frage sieht sich PD Dr. Dr. Andreas Dacho täglich konfrontiert. Der international renommierte Spezialist ist einer von sechs Ärzten in Deutschland mit einem Doppelfacharzt in Plastischer und Ästhetischer Chirurgie, sowie in Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Er betreut in seiner Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie – an der Heidelberger ATOS-Klinik - das gesamte Spektrum oberhalb des Dekolletés mit dem Fokus auf das Gesicht und die Nase.
„Spezialisierung macht den Unterschied“, wie er als Mitglied des Expertenrates der Deutschen Nasenchirurgen betont, denn das Gesicht verzeiht keine Fehler.
Eine ganz besondere Zuwendung
Ob Unfallopfer, Patienten mit bösartigen Hauttumoren oder anderen optischen Beeinträchtigungen, alle benötigen eine ganz besondere Zuwendung, da auch die Seele von Narben gezeichnet sein kann. Sich in die individuelle Situation und die Persönlichkeit jedes einzelnen Patienten hineinzuversetzen, rät der Privatdozent an der Universität Leipzig seinen Studierenden, denn nur die Beachtung beider Bereiche ist die Voraussetzung für den gewünschten Behandlungserfolg. Gerade bei jüngeren Patientinnen und Patienten der sogenannten „Selfie Generation“ beobachtet der Experte zu oft unrealistische Erwartungen, ausgelöst durch zum Beispiel Instagram, Facetune 2 und andere. Die bearbeiteten Bilder haben mit der Realität häufig nicht mehr viel gemein.
Das perfekte Kinn, die zierliche Nase, die großen Augen, die verführerisch geschwungenen Lippen: Mit Spritze und Skalpell lässt sich natürlich fast alles bewerkstelligen, doch für den plastischen Gesichtschirurgen aus Berufung zählt vor allem die Natürlichkeit und die Bewahrung der Individualität des von ihm optimierten Gesichtes. Die Methoden wurden in den vergangenen 20 Jahren ständig verfeinert, sowohl bei den rein ästhetischen Operationen als auch in der rekonstruktiven Chirurgie, erläutert PD Dr. Dacho. Pro Jahr führt er geschätzt über 300 „echte“ Operationen durch; Behandlungen wie Botox oder Hyaluron, Microneedling oder auch das „Vampir-Lifting“ fallen nicht in diese Kategorie. Weniger nachgefragt als früher ist das klassische Face-Lifting. Viele Patientinnen und Patienten entscheiden sich eher frühzeitig für Behandlungen, die den Alterungsprozess der Haut bekämpfen, beispielsweise für das Fadenlifting, Lidstraffungen oder das Auffüllen der Wangenpartie.
Gesellschaftliche Akzeptanz der medizinischen Nachhilfe
Die gewachsene Bereitschaft, sich für ein jüngeres und/oder attraktiveres Äußeres nicht nur klassischen kosmetischen Behandlungen bis zur Unterspritzung zu unterziehen, sieht Dr. Dacho auch als ein Ergebnis der allgemeinen demographischen Entwicklung. Die Menschen werden älter und bleiben länger aktiv, erläutert er. Eine 60-Jährige von heute ist mit einer 60-Jährigen in den 1980er Jahren nicht mehr zu vergleichen. Seine älteste Patientin sei 85 Jahre alt und werde deutlich jünger geschätzt. Zugleich ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz der medizinischen Nachhilfe gewachsen, denn was früher verschämt hinter vorgehaltener Hand der besten Freundin gestanden wurde, sei heute als Lifestyle-Thema absolut Small-Talk-tauglich.
Mit Sorge beobachtet Dr. Dacho eine andere gesellschaftliche Entwicklung: die verbreitete Schnäppchenjagd in Sachen Schönheit. „Geiz ist keineswegs geil, wenn es beispielsweise um ästhetische Behandlungen geht“, warnt er. Billig- oder Fake-Produkte könnten immense Schäden anrichten, ebenso wie die Botox- oder Hyaluronspritze in unqualifizierten Händen. „Unterspritzen lernt man nicht in einem Wochenendkurs!“, betont der Doppelfacharzt.
Wer täglich mit dem Problem des Älterwerdens konfrontiert wird, hat natürlich seine eigene Definition des Schönheitsbegriffs: „Catherine Deneuve ist mit ihren 76 Jahren für mich eine Schönheit, ebenso Grace Kelly als Typ oder George Clooney und Mario Adorf – das sind Gesichter mit charaktervollen Zügen, Kim Kardashian ist dagegen ein reines Kunstprodukt“, stellt er fest. Eine derartige Dominanz
der Fassade über die Persönlichkeit widerspricht seinem hohen Anspruch an eine adäquate personalisierte plastische Chirurgie mit ihren ausgefeilten Möglichkeiten, die er seinen Patientinnen und Patienten bieten kann. (is)